Trasadingen SH: Im Klettgau wird in alten Weinfässern geschlafen

 

Aus einer Schnapsidee ist ein festes Standbein geworden

Die Familie Waldmeier in Trasadingen hat den Wein schon lange als Basis für nachhaltigen Tourismus entdeckt. Nach einem Besuch einer Weindegustation in der Besenbeiz kann im Weinfass übernachtet werden.

Thomas Güntert

 

„Die Idee stammt von meiner bereits verstorbenen Schwiegermutter Alice“, sagt Katja Waldmeier, die im 650 Seelendorf Trasadingen das Fasshotel betreibt. Alice Waldmeier suchte zu Beginn des neuen Millenniums eine Übernachtungsmöglichkeit für Ihre Gäste, die nach dem Besuch einer ausgiebigen Weindegustation oder der Besenwirtschaft nicht mehr mit dem Auto heimfahren wollten oder konnten. Zudem verfügt der Klettgau als Stiefkind des Rheinfalltourismus über kein Hotel und hat nur sehr wenige Übernachtungsmöglichkeiten. „In der damaligen Zeit kam das Übernachtungen im Stroh auf, aber das passte nicht zu unserem Weinbaubetrieb“, sagt Katja Waldmeier. Zusammen mit der Familie von Andreas Rüedi wurden im Jahr 2002 in Trasadingen Übernachtungsmöglichkeiten in Weinfässern geschaffen.

 

Das Fasshotel

Die Familie Waldmeier kaufte in Affoltern am Albis vier 15´000 Liter fassende Weinfässer und baute sie kajütenartig mit jeweils sechs Etagenbetten zu Schlafräumen um. Das jüngste Fass ist aus dem Jahr 1939, die anderen noch etwas älter. Zeitgleich stellte die Familie Rüedi in unmittelbarer Nachbarschaft neben der Scheune auch einige alte Weinfässer zum Übernachten auf. Daraus ist mittlerweile das «Fasstastische Hotel“ geworden, das sogar mit dem Agropreis 2012 ausgezeichnet wurde. „Die Familie Rüedi ist eine gesunde Konkurrenz, da sie eine andere Linie fährt“, sagt Katja  Waldmeier. Während die Fässer der Familie Rüedi mit einem höheren Standard eher für längerfristige Aufenthalte ausgerichtet sind, hat das Fasshotel Waldmeier von Anfang Mai bis Ende Oktober Saison und lebt fast ausschliesslich vom Tagestourismus. „Am Anfang mussten sich die Gäste an den Geschmack des Weins gewöhnen, der noch im Holz steckte, doch nach über 20 Jahren schmeckt man nichts mehr davon“, sagt Katja Waldmeier, die das Angebot vom Fasshotel einfach haltet. Alle Weinfässer haben eine Matratze, Wolldecke und Kissen und die Etagenbetten sind über eine Leiter zu erreichen. Wer das oberste Bett von einem viereinhalb Meter hohen Fass bezieht, sollte allerdings beweglich und schwindelfrei sein. Eine spezielle Attraktion ist der grosse Holzzuber, der acht Personen Platz bietet und in dem das Wasser auf 32 Grad und wärmer aufgeheizt werden kann. Die Morgentoilette erfolgt allerdings in einer zentralen sanitären Anlage. „Es ist alles ume“, sagt Katja Waldmeier, die das Frühstück in der stilvoll rustikal eingerichtete Besenbeiz serviert, die Platz für 50 Personen bietet und ansonsten jeweils an den Wochenenden und nach Vereinbarung geöffnet hat. Die gelernte Köchin bietet auf Wunsch auch spezielle Menüs an.

 

Synergien können nur genutzt werden, wenn alles rund läuft

 

Die Vermarktung erfolgt neben der Homepage www.fasshotel.ch über Mund zu Mund Werbung. Das Fasshotel ist zum Standbein des Weinbaubetriebs geworden, der auf sieben Hektaren 14 Rebsorten anbaut und den Wein selbst keltert. Katja Waldmeier betont, dass die Wirtschaftlichkeit beim Fasshotel nicht im Vordergrund stehen darf, wenn Synergien mit Besenbeiz und Weinverkauf entstehen sollen. „Wenn zwei Personen sich in das Fass einmieten, ist es belegt“, betont Waldmeier, die noch nie fremde Menschen in eine Belegung hinzugenommen oder Gruppen gemischt hat. Sie mag ihr Fasshotel so wie es ist und möchte den speziellen Charme durch die kleinstrukturierte Atmosphäre beibehalten. Die Fässer will sie allenfalls als Naturparkhotel zertifizieren lassen, um weitere Synergien zu nutzen.